Akademie für Persönlichkeit und Führung

Eine gruppendynamische Systemsimulation

Das lineare Denken der Industriekultur

Wir alle werden mehr oder weniger in Schulen und Bildungseinrichtungen für Denken (sowie Führen bzw. Folgen) ausgebildet, welches sich in einfachen Ursache-Wirkungs-Verhältnissen (lineare Verhältnisse) bewährt.
Die starke Verbreitung dieses Denkens und Handelns ist vor allem in dem klassischen Industriekultur-Mindset aus dem letzten Jahrhundert begründet.

Das führte unter anderem zu solchem Denken: Jemand hat eine perfekte Fabrik mit optimalen Prozessen geplant. Wenn alles wie vorgedacht funktioniert und die Mitarbeiter:innen sich nur an die Prozessvorgaben halten, kommen die gewünschten Ergebnisse heraus. Störungen gelten als Ausnahmen.

Das systemische Denken der digitalen Wissensgesellschaft

Die meisten von uns sind überrascht, dass sich die Dinge in der Praxis dann "plötzlich" aufschaukeln, miteinander unvereinbar werden oder an ganz anderen Stellen Spätfolgen auftauchen.

Für sich perfekt geplante einzelne Elemente in einem (Organisations-) System, können durch ihr Zusammenwirken ein Unternehmen ins Chaos führen. Denn sobald ein (Führungs-) Eingriff seine "Wanderung" durch ein lebendes System begonnen hat (Unternehmen sind durch die Beteiligung von Menschen lebende, sozio-technische Systeme), kann mensch diesen Eingriff so gut wie nicht mehr ungeschehen machen - sondern höchstens (etwas) kompensieren, bereits wirkende Kräfte nutzen oder durch Selbstorganisation ein wenig die (Wirkung der) Richtung ändern.

Das bedeutet: Ein Organisationssystem ist kaum noch durch Einzelkorrekturen (von Führungskräften) in den Griff zu bekommen, wenn es in eine nicht mehr hilfreiche Ordnung für die eigentlichen Ziele geraten ist. Häufig bringen diese (scheinbaren) Korrekturen das Systemgefüge nur noch mehr durcheinander. Die Krise verstärkt sich. Denn längst ist das Organisationssystem schon in eine neue Phase übergegangen: Die Eigendynamik des Systems hat die Führung übernommen.

Die Wechselwirkung mit der Haltung zu Autortität in der Führung

Bei vielen Führungskräften löst das Stress aus: Verständlich, denn von ihnen wird kulturell meist immer noch (unausgesprochen) erwartet, Dinge "im Griff" zu haben, also unter Kontrolle (das Industriekultur-Mindset lässt grüßen). Stress bewirkt bei nahezu allen Menschen, dass sie ihre Grundmuster aktivieren. Und bei Führung ist das in der Regel ein autoritäres oder ein sich entziehendes Autoritätsverständnis. Denn diese haben wir uns alle mehr oder weniger als Modelle in Familien, Schulen, Vereinen, Universitäten oder Firmen von Führungsrollen abgeschaut (Lernen am Modell).

Das heißt, der Stress aktiviert dann nicht nur unsere alten Autoritätsmuster, sondern verstärkt auch noch unser einfaches Ursache-Wirkungs-Denken, was wir sehr viele Jahre in Bildungseinrichtungen "trainieren" mussten, wie bereits weiter oben benannt. Unser Verhalten und unsere Entscheidungen, die darauf basieren, können für komplexe, soziale Systeme somit überhaupt nicht hilfreich sein.
Daraus entsteht ein Teufelskreis mit immer engerem, linearen Denken und immer stärkeren Impulsen, Dinge unter Kontrolle zu  bringen.

Neues Denken & Führen in vernetzten Systemen

Deshalb gilt es, bei der Führung in unseren heutigen und vor allem zukünftigen Arbeitswelten die Fähigkeit und Kompetenz auszubilden, komplexe Systemverhältnisse zu erkennen, zu interpretieren und dann gemeinsam mit anderen für die Ziele zu wirken. Und dabei parallel auch eine neue, transformative Autorität im Führungsrollen auszubilden, um nicht mehr hilfreiche Autoritätsmuster durch ein hilfreiches Muster abzulösen.

Um in komplexen Systemen hilfreich wirkende Entscheidungen zu treffen, braucht es viele Perspektiven auf eine Fragestellung. Ein Gehirn kann die Komplexität nicht bearbeiten. Daher braucht es Menschen in Führungsverantwortung, die die Gehirne von Vielen miteinander vernetzen. Das setzt eine neue Autoritätshaltung voraus, die Menschen ermächtigt, Mitverantwortung oder noch besser Co-Führung zu übernehmen.

Es geht für Sie einer Führungsrolle, ob als Führungskraft mit disziplinarischer Verantwortung, als Product Owner, Projektleiterin, Produktmanager, Scrum Master oder mit welcher Bezeichnung auch immer, nicht nur darum, hilfreiche Entscheidungen für Ziele zu organisieren oder gar selbst zu treffen.
Sie brauchen auch die Erkenntnis, nach welchen Gesetzmäßigkeiten soziale Systeme wirken.

Doch was hilft es, wenn nur der Mensch in der Führungsrolle über dieses Wissen verfügt? Damit Menschen mehr Selbstverantwortung und damit auch Mitverantwortung für gemeinsame Ziele übernehmen können, brauchen alle das Wissen, wie sich vernetzte Systeme verhalten. Erst dann verfügen alle über eine gemeinsame Sicht und Sprache. Das ist eine der zentralen Voraussetzungen für gelingende, zieldienliche Selbstorganisation. Ohne eine neue, transformative Autoritätshaltung ist das kaum leistbar.

Der Workshop als Lernraum

Um in Transformationsprozessen zu führen, bedarf es damit nicht nur einer neuen Haltung zu Autorität, die selbst transformativ ist. Es braucht auch die Kompetenz vernetzt zu denken, um vernetzt zu führen. Da wir Menschen am Besten von Modellen und durch Erleben lernen, bietet sich das bewährte Lernformat eines gruppendynamischen Szenarios "Systemdynamiken" an.

Das Szenario basiert auf den Arbeiten Frederic Vesters, einem Biochemiker und Systemforscher, der vor mehr als zwei Jahrzehnten das "Vernetzte Denken" bekannt gemacht hat.

Die Simulation ist ein Training, um in Führungsrollen bzw. Führungsteams mit dem Zufall konstruktiv umgehen zu lernen. Es ist eine Ereignissimulation, die die Wirkungen eines Eingriffs an der simulierten Realität zu etwas anderem werden lässt, als ursprünglich beabsichtigt.

Sie erleben in den drei Tagen u. a., dass…

  • jeder Eingriff in ein soziales System Wechselwirkungen erzeugt (beabsichtige wie unbeabsichtigte)
  • sehr häufig ein Eingriff an einem Punkt des Systems mit mehr oder weniger starker Zeitverzögerung wieder auf diese Stelle zurück wirkt (für die meisten Menschen in überraschender Weise)
  • im ersten Moment positiv wirkende Veränderungen sich durch unsichtbare Systemdynamiken oft ins Gegenteil kehren, unprofitabel oder gar schädlich werden
  • nicht-lineare Wechselwirkungen manche Prozesse/ Systemdynamiken derart beschleunigen, dass sie nicht mehr kompensierbar sind
  • es weder ausreicht, nur einen Fehler als solchen zu korrigieren, noch ständig zunächst hilfreich wirkende Entscheidungen ständig zu wiederholen: Beides führt nicht zu einem stabilen Fließgleichgewicht des Systems.
  • ein System sich nur durch eine kluge, dynamische (agile) Folge sich wandelnder Entscheidungen zu robuster Selbstregulation entwickeln kann.
  • eine neue, transformative Haltung zu Autorität nicht nur davon entlastet, alleine Entscheidungen treffen zu müssen, sondern auch, aus dem Kontrollzwang auszusteigen.

Ort & Termine, Zeiten, Preis & Anmeldung

Der Workshop findet in der Region Hannover statt.

Bitte schicken Sie uns eine eMail für die Anmeldung. Wenn neun Interessierte/ Angemeldete zusammengekommen sind, machen wir unter allen einen gemeinsamen Termin aus.

Tag 1: 11.00 - 17.00 Uhr | Tag 2: 9.30 - 17.00 Uhr | Tag 3: 9.30 - 15.00 Uhr

  • Leitung: Frank H. Baumann-Habersack
  • Der Workshop findet ab 9 Mitwirkenden statt, bei 18 schließen wir den Termin.
  • Euro 1.250,-- plus Ust. für Profit-Organisationen
  • Euro 950,-- inkl. Ust. (Euro 798,-- plus Ust.) für Non-Profit-Organisationen und Privatzahler:innen (für Private sind Teilzahlungen möglich).
  • 2 Plätze stehen für einen selbstgewählten Preis (mindestens Euro 0,01) NGOs zur Verfügung, die sich in Deutschland für Demokratie, Frieden und/ oder Gewaltfreiheit einsetzen.
  • Die Kosten für Übernachtung und Verpflegung rechnen die Mitwirkenden direkt mit dem Hotel ab.

Anmeldung

Die Anmeldung basiert auf unseren AGB und ist ganz einfach: Schreiben Sie uns bitte eine Nachricht, mit der Angabe des gewünschten Termins und Ihrer Rechnungsadresse. Die Reihenfolge der verfügbaren Plätze erfolgt nach dem zeitlichen Eingang der Anmeldungen.

Sie erhalten mit der Bestätigung Ihrer Anmeldung auch gleich die Rechnung. Mit dem Eingang des Rechnungsbetrages ist Ihr Platz verbindlich bestätigt.